Lagune by Nnedi Okorafor

Lagune by Nnedi Okorafor

Autor:Nnedi Okorafor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2016-02-15T00:00:00+00:00


Kapitel 30

KREUZZUG

Adaora las Agus Textnachricht dreimal. »Bleibt da. Ich komme. Agu.«

Sie gab Anthony sein Handy zurück, stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und vergrub den Kopf in ihren Händen. Hassan, der Soldat, der versucht hatte, bei Adaoras Tochter Erste Hilfe zu leisten, war gegangen. Er hatte gesagt, er wolle auf Victoria Island den Frieden wiederherstellen. Adaora war froh, dass er weg war.

Die Fenster standen offen, um frische Luft hereinzulassen – warme, feuchte Luft. Trotzdem stank es im Haus nach Rauch. Adaora wusste nicht, ob das an dem Feuer lag, das Chris gelöscht hatte, oder an dem brennenden Haus einen Straßenzug entfernt. Wenn sie die Augen schloss, erschien ihr das Klirren eingeschlagener Fensterscheiben, das Krachen eingetretener Türen, das Quietschen der Autoreifen und das Gebrüll und Getrampel der Menschen auf den Straßen und in den Gärten noch lauter.

Durch ihre Finger warf sie einen Blick auf den kleinen Affen, der schmollend auf dem Küchentisch saß. Ihr Magen krampfte sich zusammen, so sehr musste sie ein Kichern unterdrücken. Der Affe hatte flaumiges braunes Fell, ein zusammengekniffenes Gesicht wie ein missmutiger Ältester und er war so klein, dass er sich bequem in Adaoras Handfläche hätte setzen können. Er sah aus wie eine kleinere, aber ansonsten exakte Kopie des Stoffaffens, den Kola jeden Abend vor dem Einschlafen in die Arme nahm.

»Bitte«, sagte Kola zu dem Affen. »Sei nicht so. Du hast doch gesagt, dass du hierhergekommen bist, um mit uns zu reden.«

Fred starrte den Affen mit glasigem Blick und offen stehendem Mund an. Er brauchte Schlaf und Ruhe. Sie alle brauchten das. Der Affe zog die Mundwinkel nach unten, was ihn noch missmutiger erscheinen ließ. Er verschränkte die Arme vor der flaumigen Brust und drehte Kola den Rücken zu. Er ballte die Fäuste mit solcher Kraft, dass Adaora die Gelenke knacken hören konnte. Ayodele hatte sich vor einer Stunde in dieses Äffchen verwandelt, weil sie beschlossen hatte, dass sie nicht länger ein Mensch sein wollte.

»Wir sollten nicht lange hierbleiben«, murmelte Anthony, während er aus dem Fenster sah.

»Ich weiß«, sagte Adaora und ging zu ihm.

Einen Moment lang beobachteten sie Vater Oke. Er hielt sich mit rund fünfundzwanzig Gemeindemitgliedern auf dem Rasen vor dem Kochbananenbaum auf. Vater Oke ging leidenschaftlich redend und wild gestikulierend auf und ab. Seine Herde applaudierte und wedelte mit den Händen in der Luft herum. Sie ließ sich von ihm aufstacheln – wozu auch immer. Auf der Straße hinter ihnen umringten junge Männer ein parkendes Auto und schlugen dessen Scheiben mit Eisenstangen und Ziegelsteinen ein. Einige von ihnen zeigten lachend auf Vater Oke und seine Anhänger.

Ein okada hielt am Bordstein vor Adaoras Haus und jemand stieg aus. Adaora kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, was dort geschah. Die Frau und der Fahrer lieferten sich einen Wortwechsel, dann fuhr der Fahrer rasch los. Die Frau schrie ihm etwas hinterher, sah sich um und ging los. Sie trug Jeans und eine rote Bluse. Ihre Schritte wirkten nicht ängstlich, sondern wütend und entschlossen.

Die destruktiven Area-Boys lachten und zeigten auf die Frau, als sie an ihnen vorbeiging.



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